Designklassiker aus dem Jetzt

Interview mit Inke Fürbeth, Polsterin für Vintagemöbel und Gründerin der Besitzbar
Text: Andreas Obermann Photos: Kathrin Koschitzki
Sitzmöbel bedeuten für uns mehr als eine Möglichkeit, nicht stehen zu müssen. Sie zeugen von Tradition und Innovation – voll von Vergangenheit, ohne vergänglich zu sein
Inke Fürbeth
Portrait_Besitzbar

Deine Bank „Mugge“ ist dein erstes selbstdesigntes Möbel. Wie kam der Schritt von der Polsterei zum Design?

Ich habe zwar kein Designstudium absolviert, aber ich habe mich schon immer sehr für Designgeschichte interessiert. Und da ich mich in der Polsterei hauptsächlich mit Vintagemöbeln der 1950er –/  70er-Jahre beschäftige, weiß ich, was ein gutes Möbelstück ausmacht und wie man ein Möbel qualitativ hochwertig umsetzen kann, sodass es lange hält. Aus diesem handwerklichen Know-how hat sich dann das Design für die Bank entwickelt.

 

Welches Konzept liegt dem Design zugrunde?

Meine Idee war, ein funktionelle Sitzgelegenheit zu entwerfen, das mit möglichst wenigen Rohstoffen auskommt und sich gleichzeitig durch ein filigranes, außergewöhnliches Aussehen von anderen Sitzmöbeln abhebt. Das Besondere an meinem Design ist die Gurtung der Sitzfläche, die sich an der klassichen Polsterung orientiert, bei der das Holzgestell auch erst gegurtet wird – genau das wollte ich offenlegen. Zusätzlich war mir wichtig, die Bank schmal und klein zu halten, um sie flexibel einsetzen zu können: So lässt sie sich auch schnell in ein anderes Zimmer stellen, etwa an den Esstisch, wenn Gäste kommen.

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Foto: Nadine Hackemer

Wie entsteht die Bank? Woher beziehst du die Materialien?

Den Holzrahmen lasse ich von einem Nürnberger Schreiner anfertigen, das Gestell bekomme ich von einem Metallbauer aus der Nähe von Bamberg. Die Sitzkissen fertige ich selbst – genauso wie den Aufbau der Bank und die Vergurtung.

Was bedeutet der Name „Mugge“?

Die Abkürzung Mugge steht für den Nürnberger Stadtteil Muggenhof, angelehnt an den inzwischen etablierten Begriff GoHo, der den Stadtteil Gostenhof meint, wo mein Laden ist. Damit möchte ich meine Verbundenheit zu Nürnberg zeigen, ich bin ja gebürtige Nürnbergerin. Deshalb war es mir auch wichtig, dass die Materialien für die Bank aus der Region kommen. Es sollte eine Bank aus der Heimat werden. Meine nächsten Möbel werde ich nach dem gleichen Schema benennen. Momentan entwerfe ich noch einen Schaukelstuhl.

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Hast du ein Lieblingsmöbel?

Mehrere sogar, aber die ändern sich immer wieder. Der Madame-Chair von Fritz Neth ist zum Beispiel super bequem und sieht auch noch richtig gut aus. Der Barcelona-Chair von Mies van der Rohe sieht zwar auch gut aus, ist aber nicht so bequem. Bei diesem Möbel ist meiner Meinung nach die Funktionalität nicht so gegeben. Den Womb-Chair von Eero Saarinen finde ich auch noch toll. Der Stuhl besteht aus einer Fieberglasschale, die ganz leicht gepolstert ist und, wenn man sich drauf setzt, etwas mitschwingt. Dazu kommen noch breite Armlehnen mit Federkissen. Darauf sitzt man wie auf Wolken.

Inke Fürbeth (38) hat seit 2014 ihre Polsterei mit Shop für Vintagemöbel in der Rothenburger Straße 39a. Nach der zweijährigen Ausbildung zur Raumausstatterin hat sie sich selbstständig gemacht und sich auf die Polsterei von Vintagemöbeln aus den 1950er-/ 70er-Jahren spezialisiert. Für ihre Bank Mugge hat sie 2020 den German Design Award bekommen.